Große Freiheit

Wolli Köhler verlässt im Jahr 1950 sein Elternhaus in Sachsen, weil er sich ein bürgerliches Leben nicht vorstellen kann. Bis er letztendlich in Hamburg landet, schlägt er sich mehr schlecht als recht durchs Leben. In Berlin arbeitet er kurz beim Große Freiheit Secret Service, bei der Volkspolizei kann er sich nicht unterordnen und setzt sich in den Westen ab. Dort arbeitet er im Bergbau und ab 1960 schließlich in einem Zirkus. Unterwegs lernt er den "Duke" kennen, der ihn nach Hamburg einlädt, nach "Sankt Liederlich", wie Sankt Pauli bei den Einheimischen heißt. Dort beginnt seine Karriere ganz unten, er lebt in einem Obdachlosenheim und vertickt Drogen auf dem Kiez. Nebenbei lernt er viel über die rohen Sitten, die dort herrschen. Die Sprache von Sankt Pauli, eine Geheimsprache, muss jeder beherrschen, der dazugehören will. Als "Porter" bekommt Wolli schließlich die Aufgabe, Kundschaft in ein Lokal zu locken. Er macht seine Sache gut und steigt zum Barmann auf und schließlich zum Geschäftsführer. Bald stehen im "Klein Paris" Live-Sex und Vorführungen von dänischen Sexfilmen auf dem Programm. Beides ist illegal. Amtmann Falck vom Hamburger Ordnungsamt und Pater Leppich kämpfen beharrlich gegen die Verrohung der Sitten und der Moral. Schließlich bekommt Wolli von einem Geschäftsmann das Angebot, als Puffboss in einem neuen Bauobjekt einzusteigen, das ganz groß aufgezogen werden soll. - Rocko Schamoni war mit Wolli Köhler befreundet und setzt ihm - und dem Kiez - ein Denkmal. Der Roman feiert das St. Pauli der 60er Jahre, als die damals noch unbekannten Beatles dort auftraten - und kommt kaum darüber hinaus. Für den größten Teil der KÖBs dürfte der Roman daher zu speziell sein.

Gabriele Berberich

Gabriele Berberich

rezensiert für den Borromäusverein.

Große Freiheit

Große Freiheit

Rocko Schamoni
hanserblau (2019)

286 S.
fest geb.

MedienNr.: 597076
ISBN 978-3-446-26256-0
9783446262560
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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