Fehlstart
Mit bestandenem Abitur schreibt sich Aurélie für ein Studium der Rechtswissenschaften in ihrer Heimatstadt Grenoble ein. Ihre Erwartungen werden jedoch schnell enttäuscht: die Lehrveranstaltungen erweisen sich als uninspiriert, bei ihren Kommilitonen findet sie keinen Anschluss und ihre Eltern, die selbst nie studiert haben, können ihr keine Unterstützung in ihrer Orientierungslosigkeit bieten. Einige Monate lang scheint sie ein intensives körperliches Verhältnis mit dem kolumbianischen Studenten Alejandro von ihrer Einsamkeit zu befreien, doch auch dieser, geprägt von einer "sex on demand"-Mentalität, verlässt sie schließlich, ohne zu zögern. Mit gebrochenem Herzen zieht Aurélie nach Paris, nur um sich dort zwischen niedrigen Löhnen, anstrengenden Arbeitstagen und langen Pendelstrecken immer weiter zu verlieren. - "Fehlstart" zeichnet ein bedrückendes Bild einer jungen Frau, die mit zwanzig Jahren bereits gescheitert ist und ihre Zukunftspläne desillusioniert begraben hat. Schonungslos und mit deutlichen Worten beschreibt die Autorin eine gesellschaftliche Realität, in der Aufstiegschancen und echte menschliche Beziehungen ein unerfüllter Traum bleiben müssen. Zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Fehlstart
Marion Messina ; aus dem Französischen von Claudia Steinitz
Carl Hanser Verlag (2020)
165 Seiten
fest geb.