Lulu in der Mitte

Für seinen Erfindungsreichtum wird der große Kaspar von allen gelobt, während das Baby geliebt wird, weil es so süß ist. Dagegen wird Lulus Hilfe im Haushalt als selbstverständlich angesehen und für Missgeschicke wird sie ausgeschimpft. Ihr Lulu in der Mitte Ärger über diese Ungerechtigkeit wächst und ihr Protest bleibt nicht ungehört. Zu den großen Konfliktfeldern in Familien mit mehr als einem Kind gehören die Verteilung von Rollen und von Aufmerksamkeit. Sich diesem Thema gleichermaßen mit Humor und Ernsthaftigkeit zu widmen, ist eine Kunst, an der sich dieses Kinderbuch mit Erfolg versucht. Aus Lulus Perspektive wird von einem charmant-chaotischen Familienleben erzählt, bei dem die Hauptakteure die Geschwister zu sein scheinen, die Eltern das Personal und Lulu ihren Platz als "Zwischenkind" selbst nicht wertschätzt. Hierzu braucht sie nicht viele Worte, denn die Bilder legen in breiten Panoramen die verschiedenen Schauplätze des Treibens dar: die Experimente des Bruders, das zappelige Kleinkind, die hilflosen Versuche der Eltern, Kinder und Möbel vor Schaden zu bewahren. Hier zeigt sich viel Gespür für Alltagskomik. Aber der ernste Kern bleibt, und dass Lulu ihre Eltern auffordert, sich zu ihr (jenseits der Familienhierachie) zu bekennen, ist eine starke Botschaft, die womöglich auch den erwachsenen Vorlesern zu denken geben wird.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Lulu in der Mitte

Lulu in der Mitte

Micha Friemel ; Jacky Gleich
Hanser (2020)

[40] Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 940642
ISBN 978-3-446-26612-4
9783446266124
ca. 14,00 € Preis ohne Gewähr

Borromäus-Altersempfehlung: ab 4
Systematik: KK
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