Fremde Hochzeit
Elf unterschiedlich lange Geschichten über Beziehungen, über die Liebe und die Angst, sie verloren zu haben. Die kanadische Schriftstellerin Lisa Moore dringt in die Mitte dieses Gefühls vor. Oft kleinen Blitzlichtern gleich, reiht sie Beobachtungen aneinander. Bei Unfällen, Überfällen, Stromausfällen und im Alltag werden die Protagonisten ausgebremst, müssen innehalten, um sich über den Stand ihrer Beziehung klar zu werden. In der Titelgeschichte, die auch mit Abstand die längste dieses Bandes ist, reflektiert eine Frau während der Hochzeit einer Freundin ihre eigene Ehe. Sie befürchtet, dass ihr Mann sie verlassen wird und erinnert sich im Alkoholnebel an ihr früheres Leben. - Moore nimmt häufig den weiblichen Körper in den Blickwinkel. Wie betrachten Frauen ihren eigenen Körper, wie erleben sie das Erwachen ihrer Sexualität, was bedeutet Schwangerschaft? Dabei spricht sie alle Sinne an, malt mit farbigen Adjektiven Kleider, Landschaften und Orte auf das Papier. Gerne empfohlen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Fremde Hochzeit
Lisa Moore ; aus dem Englischen von Kathrin Razum
Carl Hanser Verlag (2020)
267 Seiten
fest geb.