Das Jahresbankett der Totengräber

Der junge Pariser Anthropologe David Mazon zieht aufs Land, um in seiner Doktorarbeit eine Dorfgemeinschaft im 21. Jh. zu erforschen. Der anfänglich große Studien-Elan wird schnell vom täglichen Leben abgelöst, in das David immer mehr integriert Das Jahresbankett der Totengräber wird. Vor allem der Bürgermeister, in Personalunion auch der örtliche Bestatter, nimmt David schnell für sich ein. David erlebt eine über Jahrhunderte gewachsene Gemeinschaft, die sich - gleichsam den beiden Jobs ihres Bürgermeisters entsprechend - ihrer Vergangenheit und ihrer Vergänglichkeit bewusst ist, aber viel mehr im Hier und Jetzt lebt als der städtische Wissenschaftler gedacht hätte. - Mit viel Fantasie und abwechslungsreicher Sprache erzählt der Autor vom Leben der Dörfler rund um Niort, einer Gegend in Westfrankreich, aus der er selbst stammt. Humorvoll ersinnt er immer neue Reinkarnationen der Seelen, die über so viele Jahrhunderte das Dorf bevölkern und vom niedrigsten Tier bis zum betuchten Adligen alle Stadien durchlaufen. Einzige Konstante durch die Zeit sind die Bestatter, die in einem jährlichen Bankett für drei Tage ihren traurigen Beruf hinter sich lassen und ausschweifend das Leben und seine Gaben feiern. Großes Lesevergnügen für anspruchsvollere Leser, die gerne auch mal schmunzeln.

Stefanie Simon

Stefanie Simon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Jahresbankett der Totengräber

Das Jahresbankett der Totengräber

Mathias Enard ; aus dem Französischen von Holger Fock und [einer weiteren]
Hanser Berlin (2021)

478 Seiten : Karten
fest geb.

MedienNr.: 603978
ISBN 978-3-446-26934-7
9783446269347
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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