Wir werden immer älter. Vielen Dank. Aber wozu?
Der Soziologe Peter Gross (*1941) stellt in den letzten zwei Jahrhunderten in unseren westlichen Gesellschaften eine epochale Wandlung fest von einer statistisch kurzen Lebenserwartung des Bürgers zu einer erstmalig möglichen Lebenszeit von acht Jahrzehnten jedes Menschen. Der Sinn dieses "dritten Lebens", wenn auch durch Schwäche, Krankheit und Todesangst gekennzeichnet, müsse erst noch erkannt und auch politisch in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Unabhängig von den jenseitigen Zukunftshoffnungen Weniger müsse das Altern der Gesellschaft eine weltimmanente Bedeutung haben, die der Autor wortreich (und mit vielen Hinweisen auf literarische Zeugnisse) aufzuzeigen versucht und ihre erhoffte Wirkung mit einem (Schluss-)Satz folgendermaßen zusammenfasst: "die Hoffnung auf eine von den europäischen Ländern ausgehende und früher oder später global sich verbreitende Beruhigung und Befriedung einer unduldsamen und sich selbst andauernd überfordernden und letztlich sich selbst verzehrenden Gesellschaft." - Ein bedenkenswertes Plädoyer der Deutung unserer immer gesünder älter werdenden Gesellschaft. Für größere Bestände.
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir werden immer älter. Vielen Dank. Aber wozu?
Peter Gross
Herder (2013)
158 S.
kt.