Am Ende das Nichts?

Der Titel des neuen Buches von Gerhard Lohfink bringt die alles entscheidende Frage des menschlichen Lebens bereits auf den Punkt. Natürlich kann man die Frage, was uns wohl nach unserem Tod erwartet, auch verdrängen, aber sie kehrt doch immer wieder Am Ende das Nichts? zurück, spätestens dann, wenn ein Mensch stirbt, der uns nahesteht: Ist er dann wirklich einfach weg oder gibt es nicht doch irgendeine Form des Weiterlebens? Was sagt denn die Bibel zu dieser Frage? Wenn man zunächst das Alte Testament betrachtet, fällt einem auf: gar nicht besonders viel. Gerhard Lohfink erklärt seinen Lesern, warum das so ist: Das Volk Israel beschreibt in der Heiligen Schrift die Erfahrungen, die es mit Gott gemacht hat, und das sind Erfahrungen in dieser Welt: Diese Welt hat Gott geschaffen, in dieser Welt hat er sich Abraham, Isaak und Jakob offenbart, in dieser Welt hat er das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreit. Um ein mögliches Leben nach dem Tod ging es dabei zunächst nicht. Und doch taucht in diesen Texten immer wieder eine Gewissheit auf, die dem Menschen Hoffnung gibt auch über den Tod hinaus: Einem Menschen, der sich ganz Gott anvertraut - was kann dem schon Schlimmes geschehen? Und genau das hat Jesus von Nazaret, von dem das Neue Testament berichtet, eindrucksvoll bestätigt. Jesus verkündigte immer wieder: Das Reich Gottes ist schon in diese Welt gekommen - und auch sein Handeln hat genau das gezeigt: Jesus heilt die Kranken, und erweckt sogar Tote wieder zum Leben. Mehr noch als in diesen Machttaten bestätigt Jesus die Botschaft vom Reich Gottes aber gerade durch seine Machtlosigkeit, in der er den Tod am Kreuz erleidet - im absoluten Vertrauen auf Gott. Und Gott rettet seinen Sohn tatsächlich sogar aus dem Tod, er hat ihn von den Toten auferweckt. Was bedeutet das nun für uns, was wird mit uns im Tod geschehen? Zuallererst darf der Christ im Glauben darauf vertrauen, dass der Tod kein Ende sein wird - vielmehr die endgültige Begegnung mit Gott, dem absoluten Leben selbst. Allerdings wird diese Begegnung für den Menschen auch zum Gericht - und wenn vor Gott wirklich alles offenbar wird, dann geht das für uns Menschen nicht ohne Schmerz über unser Versagen und unsere Schuld; gleichzeitig aber werden wir auch die ganze Liebe und das ganze Erbarmen Gottes erfahren dürfen. Und weil ein einzelner Mensch gar nicht denkbar ist ohne andere Menschen und auch nicht ohne die Schöpfung, deshalb wird die Auferstehung wirklich alle und alles umfassen. Vorstellbar ist das für uns Menschen allerdings nicht, darauf weist Gerhard Lohfink immer wieder hin, denn unsere Begriffe können Gottes Ewigkeit natürlich nicht erfassen. Trotzdem kann uns aber die Aussicht auf die Auferstehung der Toten einiges für das Leben lehren: für den Umgang mit Sterben und Tod der Anderen und für die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. (Religiöses Buch des Monats Juli)

Thomas Steinherr

Thomas Steinherr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Am Ende das Nichts?

Am Ende das Nichts?

Gerhard Lohfink
Herder (2017)

328 S.
fest geb.

MedienNr.: 865924
ISBN 978-3-451-31104-8
9783451311048
ca. 32,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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Auszeichnung: Religiöses Buch des Monats