Kein Recht auf ein besseres Leben?
Walter Lesch, Professor für Moralphilosophie und Sozialethik, behandelt differenziert und auch mit Blick auf ablehnende Haltungen "Hintergründe, Motivationen und moralische Zwickmühlen" (Vorwort, S. 7) beim Umgang mit Flüchtlingen. Außer diesen nicht aus spezifisch christlicher Sicht dargestellten Zusammenhängen bemüht er sich um die Legitimation und Definition einer "Theologie der Migration", die konkrete humanitäre Hilfe, gesellschaftliche Stellungnahme und Öffnung für religiös-weltanschaulichen Pluralismus umfassen müsse. Auf Bibelzitate als Wegweisung verzichtet er bewusst, da diese nicht ohne Weiteres auf heutige Verhältnisse übertragbar seien. Bei alldem bewegt sich der Autor auf hohem fachsprachlichen Niveau und zum Teil in Gedankengängen, die für den gewöhnlichen Christenmenschen weniger relevant sein dürften, etwa wenn er den Einsatz der Kirchen für den Familiennachzug auf die christliche "Familienmetaphorik" (S. 71) zurückführt. Das macht die Lektüre über weite Strecken recht mühsam. Für theologisch interessierte Leser/innen in größeren Büchereien zur Vertiefung des Themas möglich.
Monika Graf
rezensiert für den Borromäusverein.
Kein Recht auf ein besseres Leben?
Walter Lesch
Herder (2016)
200 S.
fest geb.