Die gescheiterte Reformation im Islam
Salafismus - bei diesem Begriff denken wir zuerst an Männer mit langen Bärten in wallenden Gewändern, die so gar nichts mit der modernen Welt zu tun haben möchten und sich die Zeit des Propheten Muhammad zurückwünschen. Dass das salafistische Denken eine Erneuerung im Islam hervorbringen sollte, ist daher nur schwer vorstellbar - doch genau dies erläutert der Autor in seinem Buch. Er unterscheidet eine reformistische, ideologische und literarische salafiya Bewegung, deren Vertreter ursprünglich dafür eintraten, die Kolonialherrschaft abzuschütteln und der Mittelschicht zu einem neuen Selbstverständnis zu verhelfen, damit die Umma - die muslimische Gemeinschaft - ihre alte zivilisatorische Stärke zurückgewinnen konnte. Reformen im Islam sind möglich, davon ist der Autor überzeugt. Voraussetzung ist, dass die Exegeten sich an das Bi-la kaifa halten, das bedeutet, dass das Wort Gottes in menschlicher und damit endlicher Sprache offenbart wurde und Seine Wirklichkeit dadurch nicht zu beschreiben ist. Fachkundig und hochaktuell - für ausgebaute Bestände und am Dialog mit dem Islam interessierten Leser/innen empfohlen.
Martina Häusler
rezensiert für den Borromäusverein.
Die gescheiterte Reformation im Islam
Muhammad Sameer Murtaza
Herder (2016)
201 S.
fest geb.