Herzwärts
Die Stärke dieses Buches liegt darin, dass es viele Anregungen und Materialien zu Fragen der Spiritualität im mittleren Alter anbietet; seine Schwäche ist, dass nicht eindeutig auszumachen ist, wen die Autorin wirklich ansprechen möchte: Menschen mit einem beruflichen Interesse am Thema oder Betroffene, die in ihrer Unsicherheit eine Art "Ratgeber" suchen. Die Informationen im Buch mischen sich für diese Zielgruppen. Immer wieder wird der Mystiker Johannes Tauler zitiert. Der Autorin geht es nicht darum zu zeigen, ob es im Glauben oder in der Spiritualität ein "richtig" oder "falsch" gibt. Sie greift verschiedenen Traditionen auf und beschränkt sich nicht auf christliche. Das erste Kapitel zeigt verschiedene Facetten spiritueller Krisen in der Lebensmitte. Im zweiten Kapitel wird aufgezeigt, was es bedeuten kann, mit dem Bruch bisheriger Einstellungen umzugehen oder beherzt eine einmal eingeschlagene Richtung zu ändern. Das dritte Kapitel enthält Beispiele von Menschen, die sich neu in ihrer Spiritualität orientiert haben. Jedes Kapitel endet beispielhaft mit biografischen Berichten von Menschen, die gerade die in diesem Abschnitt beschriebene Phase durchleben. Es handelt sich also um eine Art Mosaik von Ideen, aus dem sich Menschen in der Lebensmitte bedienen können. Für Menschen in einer handfesten spirituellen Krise ist das Buch eher nicht geeignet, weil es in großen Teilen bei allgemeinen Erklärungen zur Situation verharrt und andererseits Ideen, Aspekte und Interviewpartner versammelt, deren Bezug zum Thema nicht immer unmittelbar nachvollziehbar ist.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Herzwärts
Elke Worg
Herder (2019)
221 Seiten
fest geb.