Reform - dieselbe Kirche anders denken
Michael Seewald, mit Anfang 30 bereits Dogmatikprofessor in Münster und quasi ein "Shooting Star" in der deutschen Theologenwelt, betrachtet den Begriff "Reform" mit dem Leitgedanken "dieselbe Kirche anders denken" aus dem Blickwinkel der Dogmatik und dessen, was als kirchliches Lehramt scheinbar unverrückbar feststeht. Sein gut 150 Textseiten umfassendes Essay beginnt mit Gedanken des Theologen Johann Michael Sailer, ehe er in einem zweiten Kapitel darlegt, dass unser Bild von Dogma und Lehramt ein Konstrukt ist, das sich als Abgrenzung kirchlichen Denkens von Denkelementen der Moderne sowie der Aufklärung entwickelt habe. Das dritte Kapitel vertieft diesen Ansatz, in dem das Lehramt und die dogmatische Entwicklung kritisch unter die Lupe genommen werden. Im vierten Kapitel "Reform denken" zeigt Seewald die mögliche positive Konsequenz auf, dass Kirche an der eigenen Form sogar lehramtlich folgerichtig arbeiten kann: "Die Identität der Kirche bestimmt sich nicht durch das Festhalten an einer mit juridischer Autorität unter Denkmalschutz gestellten Lehrarchitektur". Mit einem hoffnungsvollen Ausblick, der wieder als Bogenschlag zum Anfang Gedanken Sailers aufgreift, endet das für theologisch gebildete und aufgeschlossene Leserkreise sehr empfehlenswerte Büchlein.
Frank Müller
rezensiert für den Borromäusverein.
Reform - dieselbe Kirche anders denken
Michael Seewald
Herder (2019)
174 Seiten
fest geb.