Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter
Kardinal Müllers Lubliner Vorlesungen befassen sich mit dem Thema "Gott" in einer brillanten Schärfe des Denkens wie auch in einer bis ins Mystische reichenden Glaubenstiefe, die an Augustinus oder den großen Thomas von Aquin erinnert, die der Verfasser in der Tat auch beide als Leitsterne seiner philosophisch-theologischen Wanderung wählt. Der Kardinal führt seinen Leser auf einen Weg, der aus manchen Sackgassen des modernen Säkularismus herausführt. Dabei kommt es ihm nicht nur darauf an, die antihumanen Konsequenzen eines solchen Denkens freizulegen, sondern im wahrsten Sinne behutsam, in einer Art Tiefenbohrung das allein tragfähige Fundament menschlicher Existenz wieder freizulegen, das menschliche Dasein als offen für die Gottesfrage zu begreifen und hellhörig zu werden für den Gnadenruf Gottes in Jesus Christus. In diesem Buch bilden sich faszinierende Verbindungen zwischen Denken und Glauben, Metaphysik und Offenbarung, zwischen einem engagierten Handeln in der Welt und dem Stehen vor Gott im Gebet. Und es gibt wohl keinen, der darüber nachdenkend, meditierend in diesen Verbindungslinien keine Ansage eines innerlich reichen Lebens erspürt.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter
Gerhard Müller
Herder (2020)
495 Seiten
fest geb.