Goldfäden zwischen Himmel und Erde
"Ich schreibe, damit die Goldfäden nicht verlorengehen - für mich und für alle", schreibt die Autorin, Psychologin und Mariannhiller Missionsschwester, nach (vorläufig) überstandener lebensbedrohlicher Krankheit. Das Bild von den Goldfäden stammt aus einem Gedicht von Alfred Delp und bezeichnet die kraftspendenden Lichtblicke in Zeiten der Not, die Himmel und Erde verbinden und eine "Ahnung von Fülle geben". Für Mallmann waren das unverhoffte menschliche Begegnungen oder unerwartete Hilfe, die sie ihren Halt in einer höheren, unverfügbaren Kraft, die sie "Gott" nennt, spüren lassen. Es ist ein Bericht über die Tiefs und Hochs ihrer Erkrankung, aggressiver Eierstockkrebs mit zahlreichen Komplikationen, und ihre ganz persönlichen Möglichkeiten und Strategien, trotzdem am Leben zu bleiben. Es ist ein sehr persönlicher Bericht über die Existenz in der Zone zwischen Leben und Tod und zwar jenseits aller Klischeevorstellungen, die einer Ordensfrau unterstellt werden könnten. Die Zumutungen der Krankheit werden nicht beschönigt und die Erfahrungen ihrer Verwurzelung im christlichen Glauben sehr authentisch beschrieben. Es ist ein sehr beeindruckendes Zeugnis dafür, wie schwierige Zeiten durch das "Vorzeichen des christlichen Glaubens" quasi eine andere Tonart des Lebens ermöglichen. Das Buch ist besonders Kranken und ihren Angehörigen sowie allen im Gesundheitswesen Tätigen sehr zu empfehlen.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Goldfäden zwischen Himmel und Erde
Silke-Andrea Mallmann
Herder (2020)
240 Seiten
fest geb.