Mama ist tot. Und jetzt?
Anna Funck, Mitte 30, TV-Moderatorin, verliert ihre Mutter und beschreibt in ihrem Buch die Zeit danach. Sie möchte 'richtig' trauern und geht pragmatisch vor. Sie sammelt Informationen, sucht nach Ablenkungen und lässt sich auf Erinnerungen ein. Sie tätigt Trosteinkäufe und organisiert den Abschied. Alles soll perfekt sein, Sicherheiten bieten und im Sinne der Verstorbenen gestaltet werden. 'Trauern' heißt auch, sich zu erinnern und das, was sie mit der Mutter verbunden hat, neu in ihr Leben einzuordnen. Das ist schmerzlich, aber es gelingt gut, weil die Bedingungen gut sind: Die Beziehung zur Mutter war eng und vertrauensvoll, die Tochter ist existenziell abgesichert und findet Halt in der Familie und im Beruf. Als Journalistin gelingt es ihr, ihre Trauer zu thematisieren und gleichzeitig eine professionell-distanzierte Haltung einzunehmen zu dem, was sie beschäftigt und auszusortieren, was nicht passt. Die sehr direkte, freche und ironische Art der Sprache macht daraus eine unterhaltsame Lektüre, ihre praktischen Tipps haben ihren Preis. Letzteres und der Ton dieser erfolgsverwöhnten Frau mögen den einen stören, dem anderen aber helfen, sich diesem schwierigen Thema zuzuwenden. Ähnlich: Christine zu Salm: Weiterleben (BP/mp 17/29). Ein eher seichter Zugang zum Thema, als Ergänzung z.B. zu Bode/Roth: Das letzte Hemd hat viele Farben (BP/mp 18/455) ab mittleren Beständen möglich.
Christiane Raeder
rezensiert für den Borromäusverein.
Mama ist tot. Und jetzt?
Anna Funck
Herder (2018)
202 S. : Ill.
kt.