Der Einsiedler
Der bald siebzigjährige Erhard Jorgensen hat vor 18 Jahren seine Familie, Frau und zwei Töchter, in Kopenhagen verlassen. Er strandet auf den Kanarischen Inseln, wo er sich schließlich in Fuerteventura als Taxifahrer und Klavierstimmer seinen Lebensunterhalt verdient. In einer alten Hütte abseits der Stadt Corralejo hat er sich mehr schlecht als recht eingerichtet, die Insulaner nennen ihn nur Ermitano, den Einsiedler. Und dann passiert die Sache mit dem toten Kind. Auf dem Rücksitz eines Pkw liegt in einem Karton ein Säugling, offensichtlich verhungert. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass eine Prostituierte als Mutter in Frage kommt. Jorgensen kommt dies komisch vor. Er kontaktiert die junge Frau und findet heraus, dass sie Geld für ihr Geständnis erhält. Die Polizei will den Fall vom Tisch und aus den Schlagzeilen haben, so dass der Tourismus nicht beeinträchtigt wird. Jorgensen will sich damit nicht abfinden. Er sucht und ermittelt und erfährt dabei so manches über die dunklen Seiten der Inselbevölkerung. - In dem umfangreichen Romanerstling erfährt man viel über Land und Leute der Kanarischen Inseln. Gut beschriebene Charaktere und sehr ausführliche Schilderungen von örtlichen Gegebenheiten lesen sich gut. Die Spannung bleibt auf 600 Seiten hin und wieder auf der Strecke; da wäre wohl etwas weniger mehr gewesen. Insgesamt ein außergewöhnlicher und beeindruckender Krimi, der in allen Büchereien gut einsetzbar sein sollte. (Übers.: Maike Dörries und Günther Frauenlob)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Einsiedler
Thomas Rydahl
Heyne Encore (2018)
607 S.
fest geb.