Während die Welt schlief

Die Geschichte der Familie ist aus den Perspektiven verschiedener Familienmitglieder und eines immer wieder auftauchenden auktorialen Erzählers gewirkt, wobei die weibliche Sicht überwiegt und sich schließlich in der biografischen Darstellung der jüngsten Tochter Amal verdichtet. Von Zionisten im Jahr der Staatsgründung Israels vertrieben, wird aus dem einst ungestümen Beduinenmädchen, das mittlerweile mit Hasan, einem feinsinnigen, klugen Palästinenser, drei Kinder hat, eine traumatisierte Mutter, die ihren Pflichten genügt, ihr Herz aber verschließt. Dass der auf der Flucht verloren gegangene Sohn in einer jüdischen Familie aufwächst, werden erst die Geschwister erfahren. Die Tochter, Amal, wird eigensinnig und bringt nur dem geliebten Vater Ehre entgegen; der älteste Sohn trägt die Bürde, nach dem gewaltsamen Tod des Vaters, der Pol und Mitte war, diesen zu vertreten. Der Roman zeichnet die Geschichte über 60 Jahre letztlich aus der ganz subjektiven Sicht des Mädchens Amal, das im Flüchtlingslager aufwächst, wegen seiner Begabung in einem Waisenhaus nahe Jerusalem eine Ausbildung genießt und schließlich seiner Vergangenheit und dem politischen und kriegerischen Wahnsinn durch Ausreise und ein Studium in den USA den Rücken kehrt. Das Durchtrennen der Wurzeln gelingt jedoch nicht und so endet die Erzählung wieder in der Heimat Ein Hod, wohin Amal nach Jahrzehnten zurückkehrt. - Der Roman enthält immer wieder authentische Berichte historischer Ereignisse, wodurch Historizität und Fiktion verwoben werden und beim Leser ein sehr hoher Sensibilisierungsgrad erreicht wird. Obwohl der Erzähler klar Position bezieht, ist das Buch keine Hetzschrift, sondern will den schmerzvollen Weg aller Beteiligten aufzeigen, die unter dem Machthunger, dem Starrsinn und den geschichtlich beispiellos verworrenen Voraussetzungen leiden. Eine Erzählung, die unter die Haut geht. (Übers.: Stefanie Fahrner)