Die polyglotten Liebhaber

Ellinor hat einen Hang zur Gewalt als Konfliktlösungsmethode entwickelt. Um ihrer Einsamkeit zu entfliehen, fährt sie nach Stockholm zu einer Internetbekanntschaft, dem Literaturkritiker und Houellebecq-Spezialist Calisto. Dieser hat das einzige Die polyglotten Liebhaber Exemplar eines Romanmanuskripts von dem Autor Max Lamas zur Durchsicht bekommen. Der italienisch-spanische Autor Lamas verbringt den Sommer auf einer Ostseeinsel. Er hat sich von seiner gleichaltrigen Frau entfremdet und kann der schwedischen Sommeridylle nichts abgewinnen, sondern träumt von einer blutjungen, polyglotten Liebhaberin, mit der er in allen Sprachen, die er beherrscht, kommunizieren kann. Gleichzeitig erinnert sich in Rom die verarmte Adelige Lucrezia an die Zeit, als Max Lamas ihrer Großmutter das Herz brach und die Familie in Verruf brachte. - Dieser charmante Roman ist ein Spiel mit dem Werk von Michel Houellebecq. Die Lebenswege der drei Ich-Erzähler Ellinor, Max und Lucrezia werden raffiniert und mit Witz in einander verschlungen, wobei das besagte Manuskript als Bindeglied dient. Dabei spielt die feministische Kritik am männlichen Blick auf Frauen eine wichtige Rolle. Für ihre ersten beiden Romane (zul. "Bret Easton Ellis und die anderen Hunde", 2017, nicht im BP/mp besprochen) hat die Schwedin Lina Wolff mehrere Preise erhalten. Sie hat in Spanien gelebt und sich von der spanischsprachigen, insbesondere der lateinamerikanischen, Literatur inspirieren lassen, was sich auf schöne Weise vor allem in dem Kapitel aus Rom manifestiert. Für größere Bestände eine echte Bereicherung. (Übers.: Stefan Pluschkat)

Maria Holgersson

Maria Holgersson

rezensiert für den Borromäusverein.

Die polyglotten Liebhaber

Die polyglotten Liebhaber

Lina Wolff
Hoffman und Campe (2018)

282 S.
fest geb.

MedienNr.: 595058
ISBN 978-3-455-00143-3
9783455001433
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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