Identität
Der bekannte US-amerikanische Politikwissenschaftler (u.a. "Das Ende der Geschichte") aktualisiert mit diesem Buch seine Überlegungen zur Entwicklung der politischen Systeme und spürt den Gründen für die derzeitige Krise der liberalen Demokratien nach, die sich u.a. im wachsenden Nationalismus und im Erstarken autokratischer Regierungen, z.B. in Osteuropa zeigt. Seine philosophisch geerdete Analyse beginnt auf der Ebene des Einzelnen, der stets nach Würde und Anerkennung strebt: Politisch manifestiert sich dies im Streben nach unverwechselbarer Identität. Gegenwärtig ist dabei vielfach eine Schwächung oder gar der Zerfall nationaler Identitäten zugunsten von sich fremd bis ablehnend gegenüberstehenden Gruppen-Identitäten mit exklusiven Ausgrenzungs- oder Abgrenzungsnarrativen festzustellen. - Auch wenn Fukuyma letztlich keine schlüssigen Rezepte für die Frage bereithält, wie sich die Demokratien diesen spalterischen Tendenzen erwehren können, bietet er auf einem textlich anspruchsvollen Niveau bedenkenswerte und vielfach schlüssige Begründungen für viele aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen in den demokratisch verfassten Staaten an. Für große Sachbuchbestände.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Identität
Francis Fukuyama ; aus dem amerikanischen Englisch von Bernd Rullkötter
Hoffmann und Campe (2019)
236 Seiten
fest geb.