Im Untergrund
Seit etwa zwanzig Jahren werden Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette verdächtigt, mehrere Raubüberfälle begangen zu haben. Den drei mutmaßlichen Tätern wird auch vorgeworfen, bis in die neunziger Jahre hinein der RAF angehört zu haben. Die Journalistin Patrizia Schlosser hat anhand des Beispiels der drei einen Podcast über das Leben im Untergrund angefertigt, der die Grundlage für ihr Buch bildete. Zusammen mit ihrem Vater, einem ehemaligen Polizisten, hat Schlosser versucht, an Informationen über die drei heranzukommen und deren Weg in den Untergrund nachzuzeichnen. Dabei stieß sie bei ehemaligen Mitgliedern und Unterstützern der RAF auf eine Mauer des Schweigens. Die Recherchen führten aber auch dazu, dass die Journalistin ihr Selbstverständnis als 'Linke' zu hinterfragen begann. Weshalb werden bestimmte Gewalttaten innerhalb einer demokratischen Gesellschaft von Linken toleriert? Was wurde aus der Forderung nach Aufarbeitung der Vergangenheit, wenn es um die RAF geht? Das Buch ist aber auch eine sympathische Auseinandersetzung der jungen Frau mit ihrem Vater. Es ist der Versuch, Verständnis füreinander zu suchen, dort, wo die beiden bisher ein tiefer Graben trennte.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Im Untergrund
Patrizia Schlosser
Hoffmann und Campe (2019)
254 Seiten
kt.