Das Mädchen
Die irische Schriftstellerin Edna O'Brien (geb. 1930) setzte sich schon in ihren frühen Romanen für die Rechte der Frauen ein, als sie die patriarchalische Gesellschaft in Irland kritisierte. Als 90-jährige knüpft sie an dieses Lebensthema erneut
an. Sie bereiste Nigeria und recherchierte dort vor Ort. Aus der Perspektive von Maryam beschreibt sie das Schicksal der nigerianischen Schülerinnen, die 2014 von der Terrorgruppe Boko Haram aus Chibok im Nordosten Nigerias entführt wurden. Maryam wird verschleppt, gedemütigt, vielfach vergewaltigt, zwangsverheiratet und geschwängert. Nach der Flucht aus dem Lager mit einer Freundin und ihrem Kind besteht Maryam viele Gefahren, aber sie erlebt auch Menschlichkeit. Sie leidet Hunger und wird von den Traumata im Schlaf gequält, aber die Liebe zu ihrem Kind hält sie am Leben. Die Rückkehr zur Familie gestaltet sich ganz anders als erhofft. Das Mädchen bleibt stigmatisiert. - Ein Buch, das exemplarisch das Schicksal von Frauen und Mädchen in den zahllosen kriegerischen Konflikten auf der Welt beschreibt, in Literatur verwandelt und weite Beachtung verdient, obwohl es keine leichte Kost ist.
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Mädchen
Edna O'Brien ; aus dem Englischen von Kathrin Razum
Hoffmann und Campe (2020)
252 Seiten
fest geb.