Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen
Jemand scheitert, lässt alles im Stich und fährt weg. Eine beliebte Ausgangssituation für Road Novels oder Selbstfindungsgeschichten. Frank Spilkers erster Roman orientiert sich an beiden Genreerwartungen. Sein Ich-Erzähler, ein etwas ichbezogener, vom Leben gelangweilter Berufsjugendlicher, arbeitet in einer Grafik-Agentur. Er hat es versäumt, den Mietvertrag zu verlängern. Vor der wütenden Bürogemeinschaft (und sich selbst) flüchtet er mit dem Zug über Hildesheim, Hannover, Dortmund (mit Station im Elternhaus) in den Schwarzwald. Dort holen ihn traumhafte Erinnerungen an eine offenbar recht verkorkste Kindheit ein. Konstruiert wie die Bahnfahrt scheint auch die Handlungsschiene, auf der den Leser bis auf episodische Spannung und ein paar pointierten Rollenprosasätzen wenig fesselt. Als ironische Studie über eine verlorene work-life-balance interessant, was für einen guten Roman aber zu wenig ist.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen
Frank Spilker
Hoffmann und Campe (2013)
158 S.
fest geb.