Das Stockholm Oktavo

Sprachlich mitreißend und schillernd entführt die Autorin die Leser/innen durch die Figur des Ich-Erzählers Emil, eines Stockholmer Zollbeamten, nach Schweden in die Zeit, in der der Kampf um die Aufklärung und die Machtspiele der alten Stände herrscht. Eingeführt in die Gesellschaft der Einflussreichen unter dem heimlichen Diktat der Wahrsagerin und königstreuen Madame Sparv bekommt Emil Einblicke in politische Intrigen und Händel, indem er als Günstling der Hellseherin ihr im gegebenenfalls falschen Kartenspiel, das sie in ihrem Etablissement unterhält, dezent Hilfsdienste leistet. Als er selbst unter gesellschaftlichem Druck steht, sich verheiraten zu müssen, breitet Madame für Emil das geheimnisvolle Ritual des Oktavo aus: acht gelegte Karten um die Karte des Suchenden, die für acht Personen stehen, die eine wichtige Rolle für ihn spielen werden. Doch pikant wird die Geschichte erst, als nicht nur Schwedens Gustav III. in dem Oktavo Rat sucht, sondern auch der Kreis um Uzanne, eine Intrigantin und Verfechterin des alten Adels, die versucht, den König und dessen Reformbewegungen zu stürzen. Kunstvoll werden die Oktavos gewoben und verschmelzen miteinander, wobei Sofia versucht, ihren König zu retten. - Der Autorin gelingt es in diesem Roman aufzuzeigen, dass der Lauf der Geschichte nicht dem Plan eines einzelnen Menschen folgt, sondern aus dem Verwobensein vieler entsteht. Die geschichtlichen Ereignisse in Frankreich und Schweden um die Französische Revolution sind in beiden Buchklappen ausführlich und übersichtlich veranschaulicht. Das Mystische der Erzählung wird in den Zeichnungen der gelegten Karten zur Wirklichkeit und zieht den Leser in seinen Bann. Ein Muss für Freunde des historischen Romans! (Übers.: Gaby Wurster)