Jenseits der Untiefen

Lakonisch, rhythmisch-dynamisch, präzise im Detail erzählt Favel Parrett (*1974) eine emotional bewegende Geschichte. Da sich die in Tasmanien aufgewachsene Autorin als leidenschaftliche Surferin dem Meer verbunden fühlt, wählt sie als literarischen Jenseits der Untiefen Aktionsraum die ihr vertrauten Küsten. Faszinierende Bilder, mit denen sie die unberechenbare Kraft des Ozeans beschreibt, entsprechen dramatischen Ereignissen, unter denen die Schwächsten der Gesellschaft, die Kinder, zu leiden haben. Liebevoll porträtiert stellt sie mit dem 14-jährigen Miles und dem 10-jährigen Harry zwei Brüder in den Mittelpunkt, deren Vater unter Alkoholeinfluss gewalttätig reagiert. Da der ebenfalls zur Familie gehörende Joe, ein passionierter Surfer und ausgelernter Tischler, die Heimat verlassen möchte, bemühen sich die beiden Kinder umso mehr, einander jene Wärme zu geben, die sie seit dem Unfalltod ihrer Mutter vermissen. Vor allem mit Harry ist Favel Parrett eine liebenswerte Figur gelungen, deren tragischer, durch den Vater verursachter Tod zu Herzen geht. Wenn Joe und Miles schließlich gemeinsam ihre Reise antreten, beginnen sie ein neues unbekanntes Leben. Insofern vermittelt der Abschied und Verlust, aber auch menschliche Solidarität thematisierende Roman Zuversicht. Dass einige Episoden zum Sentimentalen tendieren, ist eine kritische Anmerkung, die jedoch den Lesewert der Prosa nicht schmälert. (Übers.: Antje Rávic Strubel)

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Jenseits der Untiefen

Jenseits der Untiefen

Favel Parrett
Hoffmann und Campe (2013)

219 S.
fest geb.

MedienNr.: 385728
ISBN 978-3-455-40434-0
9783455404340
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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