Gold in den Straßen

Meyer ist ein junger Immobilienmakler auf der Überholspur. An seiner Arbeit lockt ihn nicht nur das Geld, sondern die Befriedigung bei einem erfolgreichen Abschluss, seinen Kunden "verstanden" zu haben. Als sein Vater stirbt, gibt Meyer dessen Schuhmachergeschäft Gold in den Straßen in zentraler Lage von Frankfurt auf und sorgt dafür, dass das alte Haus abgebrochen wird und als Neubauimmobilie auf den Markt kommt. Das Angebot des Schustergesellen Kai, den Laden zu übernehmen, lehnt er ab. Wenig verbindet Meyer mit dem Vater, der sein Lebtag mit Geld und Anerkennung geizte. Er fühlt sich weder ihm noch Kai verpflichtet. Nadja, Meyers schöne Freundin aus guter Familie, überhäuft ihn mit teuren Geschenken und verschafft ihm über ihr Elternhaus Zugang zu den besseren Kreisen in Frankfurt und damit zu einem begüterten Kundenpool. In Gesprächen mit seinem blinden Freund Koll, dem er in der Schirn Kunstgemälde beschreibt, wird Meyer deutlich, wie schwer es ist, oben zu bleiben in einem Umfeld, dem Zahlen scheinbar das höchste Gut sind. Als ihm eines Tages ein Karton mit Maßschuhen geliefert wird, bröckelt Meyer immer mehr auseinander. - Lokes Erstling erhält sein Tempo vor allem durch die dialogreicheren Passagen. Die Autorin lässt ihre Figuren frei von der Leber weg sprechen, bedient viele Klischees und verdeutlicht damit Schein und Oberflächlichkeit der (Makler-)Welt im oberen Segment. Eine kurzweilige Lektüre für Leser, welche die "Sollbruchstelle" (S. 255) dieser Oberfläche finden. Die Tiefe dazu dürfen sie sich selbst denken.

Barbara Sckell

Barbara Sckell

rezensiert für den Borromäusverein.

Gold in den Straßen

Gold in den Straßen

Lilian Loke
Hoffmann und Campe (2015)

350 S.
fest geb.

MedienNr.: 581352
ISBN 978-3-455-40522-4
9783455405224
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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