Arbeiterroman
Oldenburg Ende der achtziger Jahre. Der 25 Jahre alte Martin Schlosser möchte Schriftsteller werden. Er hat sich deshalb in einem Leben eingerichtet, das ihm Muße und Zeit zum Schreiben lässt, in dem er allerdings finanziell keine großen Sprünge machen kann. Schlosser lebt mit seiner Freundin Andrea in einer einfachen Wohnung und hat eine Teilzeitstelle in einem Lagerhaus. Das ist die Ausgangssituation, aus der heraus Gerhard Henschel seinen Protagonisten mit viel Witz und beißender Kritik auf die eigenen Lebensverhältnisse aber auch auf die damalige Gesellschaft blicken lässt, während sein Leben stagniert und die Beziehung zu Andrea schließlich in die Brüche geht. Die einzelnen Bilder von Verwandtschaftsbesuchen, kulturellen und politischen Ereignissen fügen sich zu einem Reigen, der diese Jahre des politischen Umbruchs durch die zynisch bis ironische Betrachtungsweise der Hauptfigur zum Leben erweckt. - Das Buch ist der siebte Band über das Leben Martin Schlossers (zul. "Künstlerroman", BP/mp 16/114), einer Chronik, in der Henschel die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf ungewöhnliche Weise zum Leben erweckt. Sehr lesenswert, eine Anschaffung ist aber nur zur Fortführung der Vorgängerbände sinnvoll.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Arbeiterroman
Gerhard Henschel
Hoffmann und Campe (2017)
527 S.
fest geb.