Geschichten von anderswo

In acht Geschichten erzählt der Schriftsteller (zul. "Broken Hill", BP/mp 16/700, hier als Kurzfassung enthalten) von Menschen aus aller Welt, die vom Leben herausgefordert werden. In "Süßwasserangeln" ist es ein Kanadier, der erzählt, wie seine große Liebe endete: "Sie hat mich verlassen ... weil ich mit ihr angeln gegangen bin." In "Tod des Marat" entwickelt eine weiße Afrikanerin, Witwe und Mutter zweier erwachsener Kinder, deren Farm überfallen wurde und nicht mehr sicher ist, zunehmend Hass auf den Diktator. Vom berühmten Gemälde "Marats Tod" inspiriert, wird sie zur Attentäterin. In "Das Standbild" schließlich soll ein junger bolivianischer Beamter ein Reiterstandbild eines Helden in Paris abholen und kann den Versuchungen der Weltstadt nicht widerstehen. Die letzte Erzählung thematisiert das heiße Thema Sterbehilfe auf leichte, aber durchaus tiefsinnige Art: Ein Goldbauchsittich bewirkt die Rückkehr der Lebensfreude bei einer alten Frau. Die eindrucksvollste und längste Erzählung, "Broken Hill", die sich durch besondere Aktualität auszeichnet, spielt 1915 in einer australischen Kleinstadt, in der es ein Camp mit muslimischen Einwanderern gibt, die ob ihrer Lebensweise misstrauisch beobachtet werden. Der Eisverkäufer Gül Mehmet ist ein friedliebender Mensch, der mit seinem Freund Molla Abdullah aus Afghanistan nach Broken Hill gekommen ist, um dort ein besseres Leben zu finden. Trotz seiner Liebe zu einer Weißen, die sehnsüchtig seinen Erzählungen von fremden Ländern lauscht und sich aus ihrer Enge wegwünscht, hält Gül die Ausgrenzung und Ablehnung nicht aus: seine angestaute Wut bricht aus und endet in einer Tragödie mit vielen Toten. - Die Geschichten nehmen den Leser mit auf eine kleine Weltreise, bei der klar wird, dass Menschen und ihre Probleme sich überall gleichen. Für alle Büchereien gut geeignet, auch für Literaturkreise. (Übers.: Georg Deggerich)