Oma Hilde, Sokrates und der Dalai Lama
Auf unterhaltsame und persönliche Art nimmt uns die bekannte Wissenschaftsjournalistin auf eine Reise, die inmitten einer Welt des Vielwissens nach Weisheit sucht. Weisheit - ein heute etwas altmodisch klingender Begriff, den man
eher alten Leuten zuschreibt, ist hier nicht etwas Antiquiertes, sondern Lebenskunst, praktische Vernunft, die Fähigkeit, sich im Leben zurechtzufinden und dabei auch für andere dazusein. Oma Hilde ist da ein willkommenes Exempel, an der die Enkelin sehen kann, was Weisheit ist, ohne schon das Wort zu kennen. Die Oma hat nicht großes Wissen, aber versteht etwas vom Leben, kann so ganz nebenbei gute Dinge sagen und erzählen, die zu wertvollen Einsichten und Ratschlägen werden. Ähnliche Formen der Weisheit lassen sich bei freundlichen Nachbarn oder dem Schuster von gegenüber finden. Bei diesen Personen belässt es die Autorin aber nicht. Sie findet auch große Philosophen (griech. "Liebhaber der Weisheit") wie Sokrates und Aristoteles oder Forscher wie Darwin und Einstein sowie religiöse Autoritäten wie den Dalai Lama, an denen man lernen kann, was Weisheit ist, wie man Weisheit erkennt und wie man sie selbst erwerben kann. Eine Religion, die nur veraltete Welt- und Menschenbilder vertritt, lehnt die Autorin ab. Weise Religionen mit ihrem einfachen und hohen Ethos und unideologischen Menschenbild dagegen sind ihr wichtig. Ein lesenswertes, anspruchsvolles und originelles Buch, das Alt und Jung auf die Suche nach Weisheit schickt. (Borromäus-Sachbuch des Monats Dezember)

Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.

Oma Hilde, Sokrates und der Dalai Lama
Kristin Raabe
Hoffmann und Campe (2010)
301 S.
fest geb.
Titel der Ausgabe:
Auszeichnung: Sachbuch des Monats