Tiergarten
In seinem neuesten Werk beschreibt der Journalist Erik Larson die Geschichte des US-Botschafters William E. Dodd und seiner Familie, die 1933 und 1934 in Berlin lebten. Dabei unternimmt der Autor den Versuch, aus der persönlichen Sicht des Diplomaten und seiner Tochter von der nationalsozialistischen Diktatur zu berichten. Der Einblick in Tagebücher, Memoiren und Briefe vermitteln dabei nicht allein deren Einschätzungen über das nationalsozialistische Deutschland, sondern spiegeln auch die gesellschaftliche und politische Haltung der USA in der Zeit des New Deal wider. Das Sachbuch ist zwar in einem fast romanhaften Erzählstil verfasst und daher sehr flüssig zu lesen, gleichzeitig aber stützt Larson sein Buch auch auf gründliche Archivarbeit und umfassende Forschungskenntnisse. Gerade die Machtkämpfe innerhalb der nationalsozialistischen Organisationen SS und SA sowie die Entwicklung des sich bildenden NS-Staates sind sehr gut recherchiert. Der angenehme Erzählstil, die gute Recherchearbeit und die überaus interessante Perspektive auf ein viel behandeltes Thema machen das bereits 2011 auf der Bestseller Liste der New York Times gelistete Sachbuch zu einer Empfehlung für historisch interessierte Leser.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Tiergarten
Erik Larson
Hoffmann und Campe (2013)
511 S. : Ill.
fest geb.