Der Untergang der Lusitania
Niemand hat es wirklich gewollt, aber niemand hat es verhindert: dass im Mai 1915 durch einen U-Boot-Angriff der Deutschen auf das britische Passagierschiff Lusitania 1200 Menschen - darunter viele Amerikaner - ihr Leben verloren, in der Folge die anti-deutsche Stimmung in den USA angeheizt und der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten (1917) vorbereitet wurde. Larsons anhand von Fachliteratur und Augenzeugenberichten recherchierte historische Reportage setzt sich durchaus mit der weltgeschichtlichen Bedeutung dieses Ereignisses auseinander, stellt Fragen nach der Verantwortung für das Unglück - ein amerikanischer Kapitän, der Gefährdungsanalysen und Warnungen ignoriert, ein deutscher, den sein Kampfauftrag blind und skrupellos gemacht hat - bis hin zur Möglichkeit eines von alliierter Seite provozierten Angriffs, der die USA zum Kombattanten machen sollte. Doch das Hauptaugenmerk gilt den Opfern dieser Tragödie, in deren Leben die Weltgeschichte so unvermutet und auf so unheilvolle Art eingefallen ist. Ihr Schicksal bewegt den Leser ebenso wie im Fall der Titanic; aber es führt ihn darüber hinaus auch auf das große Thema der Sinnhaftigkeit von Krieg, der von den Menschen selbst herbeigeführten Katastrophen. Nach hundert Jahren, einem weiteren Weltkrieg und schier unzähligen Kriegen und Konflikten ein gerade für die jüngere Generation ganz wichtiges Buch!
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Untergang der Lusitania
Erik Larson
Hoffmann und Campe (2015)
461 S.
fest geb.