Die Romantherapie

Wir alle kennen sie, ohne sie meist zu lesen: Beipackzettel von Medikamenten. Bei dem Beipack-Buch, das die Bibliotherapeuten Ella Berthoud und Susan Elderkin gemeinsam mit der Kölner Autorin Traudl Bürger geschrieben haben, braucht man keine Angst Die Romantherapie vor Risiken und Nebenwirkungen zu haben. Die empfohlenen Romane für alle Lebenslagen sind garantiert rezeptfrei zu haben. Was man lesen soll in der Pubertät, bei Paranoia, bei Pessimismus, wird knapp und kompetent gesagt. In ausweglosen Situationen ratsam ist "Schiffbruch mit Tiger", Fallada ist gut für Hoffnungslose, "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" nach Alpträumen, Wolf Haas dient der Aufheiterung, "Tintenherz" hilft bei Erkältungen, und bei Heuschnupfen sollte man mit Jules Verne abtauchen. Das alles ist durchaus ernst gemeint. Romane können nicht den Arzt ersetzen, aber die guten unter ihnen haben therapeutische Potenz, weil sie Gegenwelten erschaffen, die Imaginationskraft stärken, die Weltsicht und das Selbstverstehen positiv ändern können. "253 Bücher für ein besseres Leben" verspricht der Untertitel, und wenn es ein Leseleiden gibt, das hier nicht therapiert wird, dann ist es der verwegene Wunsch, möglichst viele dieser Romane aus der internationalen Literatur kennenzulernen. Allen Beständen ist dieser wunderbare Romanverführer sehr empfohlen.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Romantherapie

Die Romantherapie

Ella Berthoud & Susan Elderkin mit Traudl Bünger
Insel-Verl. (2013)

430 S.
fest geb.

MedienNr.: 390301
ISBN 978-3-458-17589-6
9783458175896
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li, Ps
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