Der unsichtbare Gast

Martina, 22, kommt mit ihrem Aushilfsjob kaum über die Runden. Als sie ihre Freundin Tessan trifft, die seit einigen Monaten als Haushälterin auf Gut Glimmenäs arbeitet, scheint es wie ein Glücksfall. Die Hausherrin Florence, eine alte Dame, für Der unsichtbare Gast die die Zeit in den 1940er Jahren stehen geblieben ist, stellt auch Martina ein. Diese gewöhnt sich rasch an die Kleider aus der Zeit und die fiktive Korrespondenz mit längst verstorbenen Personen, bei der sie Florence unterstützt. Später stoßen noch ein dürres Mädchen, das sich als jüdischer Flüchtling Judit ausgibt, und die Disko-Bekanntschaften Pontus und Andreas zu der abgeschiedenen Hausgemeinschaft dazu. Als Florence überraschend ins Krankenhaus muss, trifft bald darauf ein junger Mann auf Glimmenäs ein und behauptet, Carl Henrik Gyllenmård zu sein. Die Mädchen erkennen ihn von einem Ölgemälde im Haus, aber müsste der Carl Henrik aus Florences Erzählungen nicht längst tot sein?! Die ruhigen Sommerwochen haben mit seinem Auftauchen ein Ende ... - Die Spannung dieses Romans, der im Rückblick aus Martinas Perspektive erzählt wird, entsteht v.a. durch die Andeutungen von etwas Außergewöhnlichem, gar Schrecklichem, weniger durch die Handlung selbst. Diese wird abgewickelt, statt dass sie durch die Protagonisten motiviert ist. Als Leserin bleibt man so auf Distanz zu den flach gezeichneten Personen und träumt sich stattdessen in die Vorstellung eines schwedischen Landsommers hinein. Nicht zu übersehen ist die Kritik am schwierigen Arbeitsmarkt in Schweden. Kein Thriller, sondern ein einfach geschriebener Roman mit Figuren aus dem neuen Prekariat. (Übers.: Regine Elsässer)

Barbara Sckell

Barbara Sckell

rezensiert für den Borromäusverein.

Der unsichtbare Gast

Der unsichtbare Gast

Marie Hermanson
Insel Verl. (2015)

244 S.
kt.

MedienNr.: 583474
ISBN 978-3-458-17648-0
9783458176480
ca. 16,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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