Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden
Ein Sommer an der toskanischen Küste. Die 13-jährige Luna, ein Mädchen mit Albinismus, weißhaarig und weißhäutig, extrem empfindsam und fantasiebegabt, liebt das Meer und vermisst ihren Bruder Luca, der beim Wellenreiten umgekommen ist. Die Erzählperspektive wechselt zwischen der 13-Jährigen, die in der ersten Person erzählt, ihrer überforderten Mutter Serena (in der zweiten) und dem Lehrer Sandro (in der dritten Person), und zwischen realen und surrealen Situationen. Der 40-jährige arbeitslose Vertretungslehrer Sandro lebt noch bei den Eltern, ist in Serena verliebt und hofft, dass das Leben irgendwann beginnt. Seine unzertrennlichen Freunde, der sanfte Marino und der Macho-Typ Rambo, sind immer mit ihm zusammen. Zur Gruppe der Lebensuntüchtigen in dem kleinen Ort gehören auch der kleine Freund Lunas, Zot, ein seltsamer, altkluger Junge aus Tschernobyl, und der alte pensionierte Bademeister Ferro, der Angst vor einem Angriff der Russen hat. Die Protagonisten sind warmherzig beschrieben. Sie tun sich zusammen, um Lunas Traum zu erfüllen: sie glaubt, am Meer eine geheimnisvolle Nachricht ihres Bruders erhalten zu haben und will zu einem magischen etruskischen Ort fahren. Der Originaltitel "Wer die Wellen schickt" zeigt viel deutlicher als der deutsche den Einfluss der Atmosphäre des Meeres auf die Geschichte. Ein liebevoll erzähltes, verrücktes Abenteuer mit lauter schrägen Typen -echte Sommerlektüre, überall möglich. (Übers.: Mirjam Bitter)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden
Fabio Genovesi
Insel-Verl. (2016)
571 S.
kt.