Iwan Turgenjew und Pauline Viardot

Die Briefe Iwan Turgenjews an seine Geliebte Pauline und zahlreiche zeitgenössische Quellen sind die Grundlage dieses gut recherchierten biografischen Werkes. Insbesondere aus der Perspektive des russischen Schriftstellers wird die selbstbewusste Sängerin und Komponistin Pauline Viardot-García porträtiert. Die Verbindung mit ihrem Mann Louis wird als Vernunftehe bezeichnet. Seine Unterstützung insbesondere in wirtschaftlichen und organisatorischen Belangen ihres Künstlerlebens sei für sie, die sie als Kind einer "fahrenden Operntruppe" aufwuchs und damit einer sozialen Randgruppe entstammt, Garant für Bürgerlichkeit gewesen - so die These der Autorinnen. Lakonisch heißt es: "Louis Viardot billigt die Verbindung seiner Frau zum russischen Schriftsteller. Auch er ist Iwan Turgenjew freundschaftlich verbunden" (S. 15). Turgenjew, der keine eigene Familie gründete, habe bei den Viardots den Familienanschluss gefunden, der ihn vor der Einsamkeit bewahrte - so die Autorinnen. Aber auch künstlerisch waren Pauline und Iwan einander zugetan. Mit gelegentlichen Unterbrechungen reist Turgenjew immer wieder seiner Wahlfamilie hinterher. Trotz mancher anderer Liebschaften wird er immer wieder durch die Liebe zu der Sängerin wie ein Magnet angezogen. Das Buch ist nicht nur ein fabelhaftes Zeugnis eines bürgerlichen Lebens im 19. Jh., sondern bietet auch einen interessanten Einblick in die Musik- und Literaturszene West- und Osteuropas dieser Epoche. Darüber hinaus stellt es die Lebensleistung der für ihre Zeit ungewöhnlich selbstständigen und emanzipierten Musikerin Pauline Viardot vor und bewahrt so ihre Biografie vor dem Vergessen. Allen Kulturinteressierten und ausgebauten Beständen zu empfehlen.