Der Sommer, in dem Einstein verschwand

Göteborg rüstet sich 1923 für sein Gründungsjubiläum und organisiert eine gigantische Ausstellung, die die schwedische Stadt von ihrem Minderwertigkeitskomplex befreien soll. Die junge Journalistin Ellen bekommt die Chance, ihr Talent in der Dokumentation Der Sommer, in dem Einstein verschwand der Festwochen unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig wartet der mittlerweile berühmt gewordene, doch für seine bahnbrechende Entdeckung noch nicht ausgezeichnete Albert Einstein in Berlin auf die Ehrungen, die ihn nun doch in Schweden erwarten, wenn auch nicht für die Relativitätstheorie. Gegen diese formieren sich geheime Kreise rund um Paul Weyland, der Einstein als Physiker in die Unbedeutsamkeit stoßen will, als Jude ins Verderben. Der gelassene Einstein lässt sich nicht groß beunruhigen, braucht er seine Nerven doch auch für ein nicht ganz unkompliziertes Privatleben zwischen Ehefrau und Geliebter. Dennoch wird ihm die Reise nach Schweden zum Verhängnis und nur knapp und letztlich mit Ellens Hilfe überlebt er seine Fahrt und landet dort, wo er erwartet wird, im Kreise der Geehrten durch Nobel. - Die Idee, eine Liebesgeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Weltgeschichte miteinander zu verknüpfen ist reizvoll und gewinnversprechend. Ein kleiner stilistischer Kniff will die literarische Umsetzung der Relativitätstheorie sein, indem punktuell die Zeitbindung aufgehoben wird. Man würde sich wünschen, das Potenzial spannender Themen würde mehr ausgeschöpft, doch es bleibt bei guter, leichter Unterhaltung.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Sommer, in dem Einstein verschwand

Der Sommer, in dem Einstein verschwand

Marie Hermanson ; aus dem Schwedischen von Regina Elsässer
Insel Verlag (2020)

372 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 945618
ISBN 978-3-458-17846-0
9783458178460
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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