Bäume reisen nachts

Als Anais eines Morgens völlig überraschend ihre Familie ohne Angabe eines Ziels verlässt, gerät nicht nur das Leben ihres Mannes Pierre gänzlich aus den Fugen, sondern auch ihre kleine Tochter Manon ist zutiefst betrübt. Da sich ihr Vater nur Bäume reisen nachts seiner eigenen Verzweiflung hingibt und dem Kind keinerlei Trost und Hilfe zukommen lässt, zieht sich das Mädchen immer mehr zurück. Die Traurigkeit und Einsamkeit des kleinen Mädchens bewegt das Herz des mürrischen ehemaligen Lehrers Anatole, der ebenfalls in dem Haus wohnt. Er liest ihr den "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry vor, der sie begeistert. So entsteht eine rührende Freundschaft zwischen den beiden. Eines Tages erhält jeder der Familie einen Brief von Anais mit sehr unterschiedlichen Inhalten. Pierre und Manon sind überglücklich und beschließen, sofort zu ihr zu fahren und sie zurückzuholen. Das Mädchen möchte jedoch nicht ohne ihren geliebten Freund Anatole die Reise antreten. Trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden willigt er schließlich ein. - Der Roman schildert auf ergreifende, aber auch humorvolle Art die verschiedenen Charaktere der doch ziemlich ungleichen Akteure. Gebannt wird der Leser in die Träume des Kindes einbezogen. Andererseits wird er aber recht realistisch mit den Problemen der Erwachsenen konfrontiert. Unterhaltsame, jedoch nicht oberflächliche Lektüre. (Übers.: Claudia Steinitz)

Edith Schipper

Edith Schipper

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Bäume reisen nachts

Bäume reisen nachts

Aude Le Corff
Insel-Verl. (2014)

Insel-Taschenbuch ; 4319
201 S.
kt.

MedienNr.: 396468
ISBN 978-3-458-36019-3
9783458360193
ca. 12,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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