Wir Christen - wann endlich vereint?
Weder blinder Enthusiasmus noch Resignation sind angebracht, so Kurienkardinal Koch, wenn es um die Einheit der Kirchen geht. Der Kardinal gibt in diesem mit dem polnischen Pastoraltheologen R. Biel verfassten Gesprächsband eine sehr realistische Zustandsbeschreibung des ökumenischen Dialogs sowohl mit dem Protestantismus als auch mit der Orthodoxie. Er benennt nicht nur lehramtliche Differenzen, sondern moniert das Vergessen von vielem, worüber eigentlich schon Konsens erzielt wurde. Auch die Frage nach der konfessionellen Identität ist für Koch ebenso drängend wie die nach den Grundbedingungen kirchlicher Einheit überhaupt. Solche eher dem theologischen Disput wie dem amtskirchlichen Gespräch anheimgestellte Grundsatzfragen lassen dennoch für das Miteinander aller Christen einen weiten Spielraum: Das spezifische Charisma des jeweils anderen zum Leuchten zu bringen, sich für die Grundwerte menschlichen Lebens einzusetzen und gegen eine Verdrängung der Religion aus dem gesellschaftlichen Leben anzukämpfen, gemeinsam in einer "Ökumene des Blutes" Verfolgungen standzuhalten - auf all diesen Feldern sieht Kardinal Koch ein noch unausgeschöpftes Potenzial, um ökumenische Lähmungserscheinungen zu überwinden. Darum ist seine abschließende Mahnung zur Geduld kein Vertrösten, sondern eine Ermunterung zur Hoffnung. Allen Beständen sehr empfohlen!
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir Christen - wann endlich vereint?
Kurt Koch
Camino (2017)
108 S.
fest geb.