Elizabeth Finch
Elizabeth Finch ist Privatgelehrte. Unter ihren Studenten ist der Ich-Erzähler Neil. Finch will ihre Schüler zum „selbst Denken“ bringen und stellt ihnen provokante Fragen. Neil beginnt über das Seminar hinaus regelmäßige private Gesprächstreffen mit ihr beim Lunch. Das geht zwanzig Jahre lang, bis zu ihrem Tod. Überraschend hinterlässt sie ihm alle ihre Papiere und ihre Bibliothek. Ihr Forschungsschwerpunkt war Julian Apostata, im 4. Jahrhundert für zwei Jahre Kaiser im römischen Gallien. Er wollte die Vormachtstellung des Christentums rückgängig machen. Neil gräbt sich durch Finchs Notizen und stellt sich die Frage: Was wäre passiert, wenn Julian nicht so jung gestorben wäre und alle Religionen in einer Kultur der Toleranz nebeneinander hätten bestehen können? Er schreibt einen Essay über Julian. - Diese geschichtliche Abhandlung stellt den Mittelteil des Buches dar. Julian Barnes bringt den Roman dadurch etwas in Schieflage. Erst im letzten Teil kommt er auf Elizabeth Finch zurück und lässt Neil zu ihrem Privatleben für eine Biografie recherchieren. – Trotzdem ein lesenswertes Buch, in dem der Autor auch seine Leserschaft zum „selbst Denken“ über philosophische Fragen einlädt.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Elizabeth Finch
Julian Barnes ; aus dem Englischen von Gertraude Krueger
Kiepenheuer & Witsch (2022)
236 Seiten
fest geb.