Unendlicher Spaß

"Unendlicher Spaß" ist der Titel eines Experimentalfilms mit einer merkwürdigen Eigenschaft: Jeder, der ihn gesehen hat, will ab sofort immer wieder und nur noch diesen Film sehen. Angesiedelt in einer nahen Zukunft, in der die Jahre nicht mehr gezählt, sondern zur Steigerung des Steueraufkommens nach Sponsoren benannt werden ("Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche" oder "Jahr des Whoppers") entwirft Wallace eine irgendwie bekannt wirkende, aber sehr bizarre Realität. Darin ist der "unendliche", zur Sucht erstarrte Spaß, die Sucht selbstverständlicher Teil des Alltags: in Form von Alkohol, von Drogen, von Sport oder in Form von Fernsehen und PC kombinierenden Teleputern. - Dieser Roman ist der ironisch-sarkastische Blick auf einen Lebensstil, der hinter der Maske von Leistung, Erfolg und Wohlstand in Suchtmitteln aller Art nach endloser, und damit sich selbst zerstörender Zerstreuung sucht. Monströs wie seine Sätze, kann man den Roman durchaus als Zumutung bezeichnen. 1410 eng bedruckten folgen 130 noch dichter gedrängte Seiten voller "Anmerkungen und Errata". In einem fort muss man hin und her blättern, um die Übersicht zu behalten, wenn dies überhaupt möglich ist. Der Roman bedient sich nicht nur des gängigen Wortschatzes, wobei er geradezu ungeniert auf Fremdwörter zurückgreift, sondern er wartet auch mit allerlei Neuschöpfungen auf, deren Sinn sich nicht immer sofort erschließt. Hinzu kommt der reichlich alberne Spleen, Namen und Bezeichnungen (das schönste Mädchen aller Zeiten wird zu "SCH.M.A.Z.") abzukürzen, ohne dem Leser bei deren Entschlüsselung besonders behilflich zu sein. Ein ausgewiesener Literaturenthusiast mag allerdings, sofern er über genug Muße und Geduld verfügt, genau daran seinen - trotz der eineinhalbtausend Seiten - endlichen Spaß haben. (Übers.: Ulrich Blumenbach)