Homer & Langley

New York kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Der blinde Homer Collyer und sein Bruder Langley erben das stattliche Haus ihrer gesellschaftlich anerkannten, kürzlich verstorbenen Eltern. Langley ist traumatisiert von seinem Einsatz als Soldat im Ersten Homer & Langley Weltkrieg und - wie sich in den kommenden Jahrzehnten immer deutlicher zeigt - völlig überfordert mit der Verantwortung für das Haus und der Sorge um den blinden Bruder. Er fängt an, exzessiv zu sammeln: Tageszeitungen, Klaviere, Bilder, Bücher, Gasmasken, Waffen und Radios stapeln sich bis zur Decke, sogar ein Auto wird im Haus aufgebaut. Dessen Sitze werden auch bald zur Lagerfläche. Viele dieser Dinge sind defekt. Rechnungen werden nicht bezahlt und für Homer hat Langley eine zweifelhafte Diät entwickelt, um ihm das Augenlicht zurückzubringen. Zu den Menschen, zu denen die kauzigen Brüder Kontakt haben, gehören zumeist Kriminelle, Prostituierte, drogenvernarrte Hippies, Polizisten und Gerichtsvollzieher. - E.L. Doctorow hat eine wahre Begebenheit aus der ersten Hälfte des 20. Jh. aufgegriffen. Er beleuchtet die Sammelwut der Collyer-Brüder jedoch aus einer anderen Perspektive. Seine literarische Diagnose lautet Archivierung. In dem Haus wurde die komplette Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts in den USA konserviert, vom Ersten und Zweiten Weltkrieg über den Koreakrieg bis hin zum Vietnamkrieg. Das Buch setzt sich mit der schon früh von Langley gestellten Frage auseinander, ob es Wandel und Fortschritt gibt, oder ob Gegenstände, Personen, Strukturen einfach nur ersetzt werden. Ein bedeutendes und anregendes Werk, das wärmstens empfohlen werden kann. (Übers.: Gertraude Krueger)

Birgit Fromme

Birgit Fromme

rezensiert für den Borromäusverein.

Homer & Langley

Homer & Langley

E. L. Doctorow
Kiepenheuer & Witsch (2011)

219 S.
fest geb.

MedienNr.: 567678
ISBN 978-3-462-04298-6
9783462042986
ca. 18,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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