Auf dass uns vergeben werde

Mit einem Donnerschlag beginnt A.M. Homes' neuer Roman. Der ältere Bruder von Harry Silver, einem Universitätsdozenten und Nixon-Forscher, baut einen Autounfall mit tödlichen Folgen. Harry beginnt eine Affäre mit seiner Schwägerin, sein Bruder Auf dass uns vergeben werde kommt dahinter und erschlägt sie, Harrys Frau lässt sich von ihm scheiden. Kann es noch schlimmer kommen? Die Antwort von Homes', deren bitterböse Satiren auf die westlichen Konsum- und Kommerzzwänge von der Kritik gerühmt und von Hollywood begehrt werden, ist ein eindeutiges Ja. Die Autorin führt ihren Helden in die Hölle der Vorstädte, lässt ihn die Qualen eines sinnentleerten Lebens erfahren, aber auch an seinen Aufgaben wachsen, die wohlstandsverwahrlosten Kinder des in eine geschlossene Anstalt eingewiesenen Bruders zu hüten. In drehbuchreifen Szenen und mit viel Sinn für bizarre Ereignisse zerpflückt der Roman so den amerikanischen Traum. Auch Henrys Nixon-Buch ist am Ende "elektronisch implodiert". Aber der Roman entlässt den Leser nicht ganz trostlos. Henrys neue "Familie" ist da, wo die alte ein Jahr zuvor war: beim Thanksgiving-Essen, satt, wenn auch vergebungsbedürftig. Ein eindringlicher Roman über Schuld und Sühne in Los Angeles. Für größere Bestände empfohlen. (Übers.: Ingo Herzke)

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Auf dass uns vergeben werde

Auf dass uns vergeben werde

A. M. Homes
Kiepenheuer & Witsch (2014)

659 S.
fest geb.

MedienNr.: 398057
ISBN 978-3-462-04610-6
9783462046106
ca. 22,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.