Guten Morgen, Genosse Elefant

Sie dürfen auf keinen Fall weitererzählen, was der zwölfeinhalbjährige Juri Zipit, Sohn des Moskauer Zoodirektors, hier schreibt. Denn Juri kennt als einer der wenigen die Wahrheit über Stalins Ableben. Das kam so: Juris Vater, Tiermediziner und Guten Morgen, Genosse Elefant Spezialist für die Neurologie von Elefanten, wird eines Abends von der Geheimpolizei abgeholt und in eine weitläufige Anlage außerhalb Moskaus gebracht. Juri nimmt er als seinen Assistenten mit. Der Junge ist ein bisschen einfältig, hat buchstäblich einen Dachschaden. Vor einigen Jahren hatte er einen Unfall, an dem ein LKW und eine Straßenbahn beteiligt waren. So etwas hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Doch der Patient, den Juris Vater untersuchen soll, ist kein Tier, sondern Stalin persönlich. Der pfeift auf die Diagnose (Schlaganfall), die Juris Vater stellt und lässt ihn wegbringen. Juri behält er da und macht ihn zu seinem Vorkoster und Gesellschafter. Damit gerät der naive Junge in den Machtkampf um Stalins Nachfolge, in dem mit harten Bandagen gekämpft wird. - Josef Stalin starb vor 65 Jahren, aus Anlass dieses Jahrestages sind auch ein Film und ein Comic über seinen Tod erschienen: "The death of Stalin", BP/mp 18/959 (Comic) und 1027 (Film). Auch wenn der Klappentext eine vergnügliche Lektüre suggeriert: der Roman ist stellenweise harter Tobak. Menschen gelten nichts, Gewalt und Folter - auch gegen Juri - sind alltägliche Mittel, um Menschen gefügig zu machen. An den eher lustigen Stellen bleibt einem das Lachen bald im Halse stecken. - Ein in seiner Mischung aus lustigen und grauenhaften Passagen eher schwer verdaulicher Roman, in größeren Beständen möglich. (Übers.: Bernhard Robben)

Christoph Holzapfel

Christoph Holzapfel

rezensiert für den Borromäusverein.

Guten Morgen, Genosse Elefant

Guten Morgen, Genosse Elefant

Christopher Wilson
Kiepenheuer & Witsch (2018)

265 S.
fest geb.

MedienNr.: 594098
ISBN 978-3-462-05076-9
9783462050769
ca. 19,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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