Das Leben des Vernon Subutex - 2

Virginie Despentes wird als der weibliche Houllebecq gehandelt und mit Balzac verglichen. Viele Vorschusslorbeeren also für ihre Romantrilogie über "Das Leben des Vernon Subutex" (zul. BP/mp 17/948), die in Frankreich großen Erfolg hat, auch als Das Leben des Vernon Subutex - 2 Fernsehserie, und von der nun der zweite Band in deutscher Übersetzung erschienen ist. Der Titelheld ist ein abgestürzter Kleingeschäftsmann, seinen Plattenladen hat er verloren und ist nun mittel- und obdachlos auf den Straßen von Paris gelandet. Der zweite Teil beginnt mit dem Leben im Prekariat der französischen Gesellschaft. Doch die Autorin rüstet ihre Figur nicht mit den freundlichen Legenden vom Clochard als Lebenskünstler aus, sondern verpasst ihr eine gehörige Sozialtherapie in Sachen Körperpflege, Ernährung, Drogenkonsum (Subutex ist der Name für eine Ersatzdroge) und Sexualität. Zugleich treten sonderbare Freunde auf, die Subutex suchen und zu diesem Zweck eine WhatsApp-Gruppe gründen. Es kommen fast alle Themen vor, die derzeit die Gesellschaft in Frankreich bestimmen, von der Islamisierung über den Front National bis hin zu den strukturschwachen Abstiegsgebieten der Großstädte. Deshalb liegt der Vergleich mit den Gesellschaftsromanen Balzacs nahe, aber noch mehr wohl sind es die Episodik der Fernsehserien und Doku-Soaps, die das Erzählen von Despentes tragen: ein szenisch anschaulicher, spannender Ton, der die Lektüre zu einem lohnenden Erlebnis macht. Für alle Bestände. (Übers.: Claudia Steinitz)

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Leben des Vernon Subutex - 2

Das Leben des Vernon Subutex - 2

Virginie Despentes
Kiepenheuer & Witsch (2018)

Das Leben des Vernon Subutex ; 2
394 S.
fest geb.

MedienNr.: 593109
ISBN 978-3-462-05098-1
9783462050981
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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