Das Leben des Vernon Subutex 3

Virginie Despentes beendet ihre Trilogie über den verpeilten Prekariatshelden Vernon Subutex, derweil ihre Erfolgsromane in Frankreich für eine Serie verfilmt werden. Der Abstieg der Titelfigur eilt im dritten Teil voran und geht einher mit seinem Aufstieg in den bandenmäßigen Gruppen, in denen seine ehemaligen Freunde und Bekannten tätig sind. Das sind sogenannte "Convergences", Raves mit Musik, Alkohol und Ersatzdrogen (Subutex ist eine davon), die Kultstatus haben und eine Gegenwelt zu den sozialen Medien bilden. In die Handlung platzen die Attentate von Paris. Sie beschleunigen die Einsicht der Figuren (darunter sind Ex-Trader, Transsexuelle, Filmproduzenten, Atheisten, Jurastudenten, Rockmusikkritiker), dass sie nur Sklaven einer unbeherrschbaren Situation sind. Dennoch dämmert in den Ersatz- und Fluchtwelten abseits einer von religiös motivierter Gewalt, Korruption, Terror zerrissenen Gesellschaft eine kleine Hoffnung auf: dass es ein besseres Leben im falschen geben kann, ohne Angst, ohne Verbote. In einer Art Epilog wird mitgeteilt, wie Vernon nach seinem Tod zu einem Propheten wird. Seine Anhänger benutzen Papierschrift und Schallplatten, archaische Medien, und damit kann, vielleicht, so heißt es, im 23. Jahrhundert eine Welt mit atembarer Luft, natürlichem Licht und offenen Toren entstehen. - Ein Roman wie eine in Science Fiction kippende Reality-Serie, eine Sozialstudie aus dem von Attentaten (Charlie Hebdo, Bataclan) erschütterten Frankreich um 2015, eine zum Nachdenken anregende Erzählung über die Zukunft menschlicher Kultur. Für alle Bestände. (Übers.: Claudia Steinitz)