Blauwal der Erinnerung
Eine namenlose Schriftstellerin leidet nach drei gescheiterten Beziehungen unter Depressionen und Panikattacken. Deshalb verlässt sie ihre Wohnung nicht mehr, sondern beginnt, alte Zeitungen zu lesen. Dabei stößt sie auf Wjatscheslaw Lypynskyj, einen Historiker und Politiker aus einer polnischen Adelsfamilie, der Anfang des 20. Jh. lebte. Schon früh entwickelte er ein starkes ukrainisches Nationalbewusstsein. Immer wieder veröffentlichte er Artikel zu diesem Thema und kämpfte nach der Februarrevolution für eine neue Monarchie in der Ukraine. Als es 1918 kurzeitig dazu kam, ging er als Botschafter nach Wien. Nach dem Sturz der Monarchie lebte er in Österreich im Exil. Als er mit neunundvierzig an Tuberkulose starb, fühlte er sich von Freund und Familie verlassen. - Im Roman wechseln die Kapitel zwischen Lypynskyjs Biografie und dem Leben und den Erinnerungen der namenlosen Schriftstellerin an ihre unglücklichen Lieben und ihre Großeltern ab. Die Beschäftigung mit Lypynskyjs Biografie hilft ihr, sich ins Leben zurückzutasten. Tanja Maljartschuk wurde im vergangenen Jahr mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. - Ab mittleren Beständen empfohlen. (Übers.: Maria Weissenböck)
Nicole Lorrig
rezensiert für den Borromäusverein.
Blauwal der Erinnerung
Tanja Maljartschuk
Kiepenheuer & Witsch (2019)
284 S.
fest geb.