Nochmal Deutschboden
Der Redakteur und Reporter Moritz von Uslar hatte 20 Jahre nach der Wende einige Zeit in Zehdenick in der brandenburgischen Provinz gelebt und seine damaligen Eindrücke in dem Buch "Deutschboden" (BP/mp 11/68) veröffentlicht. 2019 verbrachte er erneut einige Monate dort, um herauszufinden, ob und was sich seit damals verändert hat. Er trifft alte Bekannte von damals, aber auch neue Gesichter, zum großen Teil "kaputte" Typen, die er nach eigenen Angaben mehr mag, als die "netten". Er lässt sie im Originalton zu Wort kommen, meist offen aufgenommen mit einem kleinen Aufnahmegerät. Durch die Gespräche erfährt man viel über die Stimmung, z.B einen neuen Ostpatriotismus, manche wollen sogar die Mauer wieder. Der Autor stellt Fragen zu allen möglichen politischen Themen, wie Nazis, AFD, Drogen, aber auch zum Verhältnis zu Europa, das dort anscheinend keinen mehr interessiert, außer als Negativbeispiel. Viele Gespräche fanden in Kneipen statt, und es war z.T. viel Alkohol im Spiel. Die Sprache ist an einigen Stellen gewöhnungsbedürftig, gibt aber sehr gut die Wirklichkeit wieder. Ein Buch, das einiges zum Verständnis der Lage in den "neuen" Bundesländern beitragen kann.
Julia Massenkeil-Kühn
rezensiert für den Borromäusverein.
Nochmal Deutschboden
Moritz von Uslar
Kiepenheuer & Witsch (2020)
329 Seiten
fest geb.