Kim Jiyoung, geboren 1982

Nach der ersten Tochter kommt ein zweites Mädchen zur Welt: Jiyoung. Sie erlebt von frühester Kindheit an, wie sich alles auf den nach ihr geborenen Bruder und die Jungen in ihrer Umgebung konzentriert. Jiyoung lernt fleißig und ist zuverlässig, Kim Jiyoung, geboren 1982 auch im Beruf. Anerkennung bekommt sie nicht. Befördert werden die männlichen Kollegen. Wird sie belästigt, macht man sie dafür verantwortlich. Sie heiratet, bekommt ein Kind und gibt schweren Herzens ihren Beruf auf. Bald beginnt sie, sich seltsam zu benehmen. Wird sie langsam verrückt? Cho Nam-Joo erzählt die ganz alltägliche Geschichte einer jungen Frau in Korea, deren Leben sich zwischen Tradition und Moderne bewegt und manchmal stillzustehen scheint. Der Autorin gelingt es, die Leserin in das Dilemma zwischen ersehnter Gleichberechtigung und einengender Realität hineinzuziehen, ein Dilemma, das sich durch alle Gesellschafts- und Familienschichten zieht. Das Buch kommt ganz ohne Beschreibung von Emotionen aus, lässt aber die Lesenden die resignierte Haltung Jiyoungs spüren. Hin und wieder aber schimmert Hoffnung auf, nämlich dann, wenn Frauen ihre Nischen finden und zu nutzen wissen. Lesenswert.

Christiane Raeder

Christiane Raeder

rezensiert für den Borromäusverein.

Kim Jiyoung, geboren 1982

Kim Jiyoung, geboren 1982

Cho Nam-Joo ; aus dem Koranischen von Ki-Hyang Lee
Kiepenheuer & Witsch (2021)

206 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 602913
ISBN 978-3-462-05328-9
9783462053289
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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