Das Flüstern der Stadt

Das Leben ist aufregend für die junge Journalistin Aneta. Im Barcelona der 1950er Jahre ist immer etwas los. Die Menschen haben sich mit Francos Regime arrangiert oder halten sich mit ihrer kritischen Meinung zurück. Auch Anetas Familie gehört zu den Regimegegnern, verhält sich aber still, nachdem der Vater den beruflichen Absturz hinnehmen musste und der Bruder exekutiert wurde. Dennoch hat Aneta einen begehrten Job bei der renommierten Zeitung 'Vanguardia' bekommen, und nun soll sie erstmals bei der Recherche in einem Kriminalfall dabei sein. Der Mord an einer stadtbekannten begüterten Witwe hat für Aufsehen gesorgt. Allerdings gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Polizei schwierig. Aneta soll nur schreiben, was ihr vorgegeben wird. Damit ist die junge Frau gar nicht einverstanden. Außerdem ermittelt sie auf eigene Faust. Wichtige Hilfe erhält sie dabei von ihrer Cousine Beatriz. Die beiden Frauen verstricken sich immer mehr in den Fall. - Die interessante Story wird von den beiden Autorinnen mit vielen Details und Verwicklungen ausgeschmückt und mit spürbarer Lust erzählt. Zeitgeschichtliche Zusammenhänge spielen eine besondere Rolle, Zitate und Inhalte aus der klassischen spanischen Literatur bereichern und würzen zudem den Text. Leser, die bei Krimis nicht nur auf Rasanz, Schock und reißerische Spannung setzen, sondern auch etwas ausschweifende Erzählungen mögen, bei denen man eventuell einiges lernen kann, kommen hier auf ihre Kosten. Dazu passt, dass viele spanische Begriffe beibehalten und nicht erklärt werden: was beispielweise ist ein Caudillo, was ein Carajillo und was ein Fronton? Der geneigte Leser wird sich Zeit nehmen und zum Wörterbuch greifen, am Ende wird er mit einem sehr spannenden Finale belohnt. Gut geeignet für alle Büchereien.