Wir sind die Adler
Die in diesem Buch festgehaltenen Erinnerungen Michael Gruenbaums (geb. 1930) an seine behütete Kindheit in Prag, die Diskriminierungen nach dem Einmarsch der deutschen Truppen und die anschließenden Jahre im KZ Theresienstadt stellen nicht eine minutiös mitgeschnittene Dokumentation dar, sondern sie zeichnen diese Zeit aus der Perspektive des Jungen, zeigen seine Gefühle, Hoffnungen und Fragen. Rekonstruiert und schriftstellerisch erarbeitet (u.a. fingierte Dialoge) wurden diese Ereignisse von Todd Hasak-Lowy aus intensiven Gesprächen mit Gruenbaum, mit anderen ehemaligen Häftlingen sowie aus authentischen schriftlichen Zeugnissen. Die Ich-Form und die Verwendung der Gegenwart nehmen den Leser mit hinein in jede geschilderte Situation und lassen ihn Schritt für Schritt den Leidensweg vom angenehmen Leben in Prag bis zu den schrecklichen Erfahrungen in Theresienstadt mitgehen. Es ist berührend zu erfahren, wie für Michael anfangs die bedrohliche Lage im KZ von neuen Freundschaften und vom Fußballspielen überdeckt wird, er erst allmählich die Wahrheit erkennt und sich ihr stellt. - Diese ganz persönliche Rückschau auf eine schon viele Jahrzehnte zurückliegende, die Menschenwürde mit Füßen tretende Zeit will dazu beitragen, jungen Menschen von heute - für sie ist das Buch gedacht - die von rechtem Gedankengut ausgehende Gefahr vor Augen zuhalten. Sehr zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir sind die Adler
Michael Gruenbaum & Todd Hasak-Lowy
Kindler (2017)
345, [8] S. : Ill.
fest geb.