Der Kleinkind-Code
Die bekannte New Yorker Professorin für Psychologie und Mutter von drei Söhnen vertritt mit durchweg überzeugenden Argumenten einen "kindorientierten Ansatz" - dies meint keinesfalls eine Laisser-faire Erziehung - vielmehr solle man sich in die Perspektive des Kleinkindes versetzen - dann wird widersprüchliches und auf Anhieb unerklärliches Verhalten erklärbar und man reagiert "gelassener und kompetenter" (S. 82). Nach dem Baby-Alter setzt das Bedürfnis nach Autonomie ein. Das Ich wird erfahren - aber gleichzeitig ständig die Erfahrung der Hilflosigkeit. "Kleinkinder wollen selbständig, aber nicht auf sich selbst gestellt sein."(S. 64) "Andernfalls ist für sie das Risiko zu groß, die Welt zu erkunden. (S. 72) - Einer der großen Vorzüge des Buchs besteht darin, dass die Autorin ihre Ausführungen durch eine unendliche Fülle praktischer Beispiele untermauert. Diese werden vor allem im zweiten Teil der Abhandlung eingebracht, wenn die Verfasserin typische Alltagssituationen und Probleme analysiert (Rituale, Schlafen, Essen, Anziehen, Wutausbrüche, Geburt eines neuen Geschwisters, Haben und Teilen, Beginn des Kindergartens ...). Manchmal stören bei diesem flüssig und leicht verständlich geschriebenen Buch Redundanzen und eine gewisse epische Breite. Dennoch eine wertvolle und sehr empfehlenswerte Lektüre für alle, die ihre Kinder besser verstehen und zu glücklichen und autonomen Menschen erziehen wollen.
Der Kleinkind-Code
Tovah P. Klein
Kösel (2016)
318 S.
kt.