Das Kinderhaus

Marina, die heute in New York lebt, hat fast keine Zuwendung von ihrer Mutter erfahren. Denn sie lebte in einem israelischen Kibbuz im dort typischen Kinderhaus und wurde von dazu abgestellten Frauen versorgt. Das wird der Professorin besonders bewusst, Das Kinderhaus als sie den kleinen Gabriel am Bürgersteig von seiner Mutter im Stich gelassen sieht. Die Mutter stammt aus Ruanda und hat - so recherchiert Marina - Schlimmstes bei den Massakern der Hutus an den Tutsis mitmachen müssen: ihr Kind hat sie nach einer Vergewaltigung geboren. Die Begegnung der zwei unterschiedlich traumatisierten Frauen kulminiert in einem Aufenthalt bei Cape Cod. Und in einem "Nachwort" Gabriels, in dem er einen Bogen über die letzten 20 Jahre bis heute schlägt, in denen er als Sohn Marinas erwachsen wurde, während seine Mutter ein stilles Glück als Gärtnerin bei ältlichen Ordensschwestern fand. - Das Buch beginnt verwirrend, denn die Autorin springt zwischen dem Erleben der zwei Hauptfiguren innerhalb kurzer Zeitabstände vor und zurück. Das Zurechtkommen der Ruanderin in einer völlig fremden Umwelt steht dabei im Vordergrund. Marinas Trauma kommt erst wesentlich später zum Tragen. - Für Leser/-innen mit Interesse für gesellschaftspolitische Fragen und/oder Frauenschicksale.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Kinderhaus

Das Kinderhaus

Alice Nelson ; aus dem australischen Englisch übersetzt von Claudia Feldmann
List (2019)

313 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 927148
ISBN 978-3-471-35181-9
9783471351819
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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